Kastenwagen im Aufwind: Die Vorzüge von Kompanja, Rocket Camper oder Flowcamper

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Das mobile Camping hat in den vergangenen Jahren immer mehr Begeisterung geweckt. Kastenwagen haben daran einen erheblichen Anteil, denn mit ihrer Kompaktheit, der vollwertigen Ausstattung und vor allem der Alltagstauglichkeit sind sie eine interessante Alternative zu Wohnmobil oder Wohnwagen geworden.

Modelle wie der Fiat Ducato, Peugeot Boxter und Citroën Jumper sind den meisten potenziellen Käufern sicherlich ein Begriff. Allerdings lohnt es sich, einen Blick auf Hersteller wie Kompanja, Rocket Camper oder Flowcamper by Vanufaktur zu werfen, die mit ihren Ideen frischen Wind auf den Markt bringen.

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Inhaltsverzeichnis

Kastenwagen: Vom Nutzfahrzeug zum komfortablen Campingbus

Der VW Bulli darf gerne im Zusammenhang mit Kastenwagen als Ursprungsmodell bezeichnet werden. Damals, in den 50er Jahren, hatte die Firma Westfalia begonnen, für den klassischen VW Bus einen entsprechenden Aufsatz zu fertigen. Bis zum heutigen Tag ist der Bulli eine Legende und eines der beliebtesten Fahrzeuge auf dem Markt.

Die meiste Zeit jedoch fristeten die Campervans und Kastenfahrzeuge ein Schattendasein auf dem Campingmarkt, in der Regel wurde auf Wohnmobile und Wohnwagen gesetzt. Mit innovativen Ideen bei der Innenausstattung haben sich Kastenwagen vor allem in der jüngsten Vergangenheit aber als wahre Raumwunder mit hohem Komfort erwiesen. Die Klassiker Fiat Ducato, Peugeot Boxer und Citroën Jumper erhielten deutlich mehr Zuspruch, aber auch Hersteller wie Mercedes Benz (Sprinter), VW (Crafter) oder Opel (Movano) konnten sich etablieren.

Die Nutzfahrzeuge bilden die Basis für die Ausbauunternehmen. Westfalia, Pössl und La Strada sind sicherlich die namhaftesten unter ihnen. Diese Fahrzeugkategorie haben aber auch Carthago/Malibu, KnausTabbert, Hymer, Hobby und Adria für sich entdeckt. Richtig spannend sind die Inspirationen von kleineren Unternehmen. Womondo, VanTourer, Kompanja, Rocket Camper oder Flowcamper by Vanufaktur finden mit ihren oftmals in liebevoller Kleinarbeit gefertigten Varianten eine immer größer werdende Käuferschaft.

Was sind die Vorteile eines Kastenwagens?

Vor dem Kauf müssen Kastenwagen vor allem im Vergleich mit dem klassischen Wohnmobil bestehen. Bei der Ausstattung müssen Camper bei modernen Ausführungen keinerlei Abstriche machen.

  • Ausstattung: Eine Küche mit Kühlschrank, ein Bad mit Toilette und Dusche, ein großzügiges Bett, jede Menge Stauraum sowie eine Sitzgruppe sind in Kastenwagen selbstverständlich. Ein Frischwasser- und ein Abwassertank, eine Gasanlage zum Kochen und Heizen, eine Zweitbatterie und umfassende elektronische Elemente erhöhen die Attraktivität der Fahrzeuge. Hubbetten über der Fahrerkabine oder Betten in den Hubdächern erhöhen bei ausgewählten Modellen die Möglichkeit mit weiteren Personen zu reisen. Selbst Familien können sich ohne Raumnot für einen Kastenwagen entscheiden
  • Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge: Während Wohnmobile vorwiegend nur im Urlaub zum Einsatz kommen, können Kastenwagen dank ihrer Kompaktheit auch bei alltäglichen Fahrten genutzt werden. Der Einkauf, der Weg zur Arbeit oder das Parken sind mit den meisten Modellen problemlos zu bewältigen
  • Sicherheit dank stabiler Karosserie: Die Metall-Karosserie ist gerade bei Unfällen deutlich beständiger und robuster. Vor allem die Passagiere auf den hinteren Sitzen sind besser geschützt als im Wohnmobil mit einem Aufbau aus dünnem Sperrholz und Kunststoffen
  • Instandhaltung: Dank der Bauweise können Kastenwagen widrigen Bedingungen deutlich besser trotzen als Reisemobile oder Wohnwagen. Der Wartungs- und Reparaturaufwand ist vergleichbar mit einem klassischen PKW

Kompanja: Camper auf der Basis des Renault Trafic – Nachhaltigkeit im Fokus

Bei Kompanja handelt es sich um eine kleine Manufaktur aus Brühl bei Köln, die 2016 gegründet wurde. Die beiden Gründer haben sich vorher schon im Ausbau von Campingbussen ausgelebt und ihre Erfahrungen beziehungsweise Ideen nun in das Unternehmenskonzept einfließen lassen. Nachhaltigkeit besitzt dabei bei Kompanja (Kompanja von frz. compagnon – Gefährte) einen besonders hohen Stellenwert. Holz statt Plastik sollte das bestimmende Element werden. So wird der Boden beispielsweise aus recyceltem Material ohne Weichmacher und das Holz aus nachhaltiger Produktion beim Innenausbau verwendet.

Nicht unerheblich ist der Umstand, dass Kompanja durchaus bereit ist, aktuellen Trends zu trotzen. Der immer mehr werdenden Elektronik mit unzähligen Knöpfen begegnet der Hersteller mit echter Handarbeit. Im Gegensatz zu den neuesten Modellen wie dem Marco Polo von Mercedes muss für das Aufstellen des Daches, das Umdrehen der Sitze und die Verwendung des Esstisches noch Muskelkraft aufgebracht werden. „Elektrik geht kaputt, Mechanik hält“, sagte Mitgründer Kneer der „Süddeutschen Zeitung“. Der Kastenwagen ist mit einem DCi 125 PS Energy EU6 Dieselmotor versehen, zudem existiert beim Kompanja-Campingbus ein „Klang & Klima“-Paket. Der Einstiegspreis liegt bei etwas unter 40.000 Euro.

Die Inneneinrichtung mit Sideboard, Küche und Doppelbett

Gleich beim Einstieg fällt das kompakte Sideboard ins Auge, das sich als wahres Raumwunder erweisen wird. Ausgestattet mit sehr viel Stauraum können die gelagerten Dinge entweder direkt von vorne oder von oben entnommen werden. Im unteren Teil wurde die Technik mit dem Sicherungskasten verbaut. Dank des aufstellbaren Tisches verwandelt sich der Camper in ein gemütliches Wohnzimmer mit Arbeitsplatz oder eben Esstisch, an dem vier Personen Platz finden können.

Bei der Planung der Küche wurden mit Sicherheit viele Gedanken investiert. Sehr kompakt im Eingangsbereich befindlich, kann diese aufgeklappt werden. Darunter befindet sich ein Waschbecken zum Spülen mit einer Brause, die zusätzlich über zwei Meter Schlauch verfügt. Darüber kann ein zweiter Kocher installiert werden, falls der eine Gaskartuschen-Kocher nicht ausreichen sollte. Dieser kann aus der Küche komplett entnommen werden, falls ihr gerne im Freien eure Gerichte zubereiten wollt. Der 35-Liter-Kompressor-Kühlschrank ist ausziehbar und sowohl von innen als auch von außen problemlos zu erreichen. Der Tisch wiederum ist vielseitig verwendbar: Bei offener Tür als Theke oder als Esstisch im Außenbereich.

Der Schlafbereich besitzt für viele Camper eine besonders hohe Relevanz. Das Doppelbett kann je nach Schrankwahl von 1,28 bis 1,68 Meter in der Breite variieren und ist zwei Meter lang. Dazu werden die Rücksitze einfach umgeklappt, der Lattenrost ausgezogen und die komfortablen Matratzen ausgelegt. Der Auf- und Abbau ist innerhalb von einer Minute bewältigt und vollkommen unkompliziert. Bei einem Aufstelldach gibt es die Option einer weiteren Koje mit einer Größe von 1,35 x 1,95 Meter
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Der Kofferraum ist äußerst durchdacht und bietet sehr viel Stauraum. Wer es übersichtlich mag, der entscheidet sich für einen Heckauszug mit entsprechenden Kisten. Hier kann eigentlich alles untergebracht werden, was für den Campingurlaub benötigt wird. Bei einer maximalen Länge von 3,5 Meter zum Durchladen wird der Outdoor-Haushalt hier perfekt verstaut.

Rocket One von Rocket Camper mit neuartigem Raumkonzept

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Rocket Camper ist ein innovatives Unternehmen aus dem Raum Stuttgart, das mittels der Erfahrungen aus der Vergangenheit mit Rocket One einen ersten eigenen Kastenwagen entwickelt hat. Als Basis für den Ausbau dient der Peugeot Boxer. Ideenreich und vor allem fantasievoll wurde ein neues Raumkonzept entwickelt, das beim Publikum auf der CMT in Stuttgart großen Anklang fand. Für die Umsetzung mit der Grundausstattung müssen Käufer rund 60.000 Euro beim Kauf einkalkulieren.

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Innenausstattung mit Toilette, Küche und bis zu fünf Schlafplätzen

Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen auf dem Markt wurde auf die Küche im Eingangsbereich verzichtet. Stattdessen herrscht ein großzügiges Raumangebot beim Einstieg mit einem Essbereich mit bis zu fünf Sitzplätzen. Der fünfte Platz kann optional eingebaut werden. Die verstellbaren Rückenlehnen und Isofix für das Montieren von Kindersitzen sind sicherlich ein großes Plus für den Rocket One.

Das Herzstück des Gefährtes bildet die vielseitig ausgebaute Möbelzeile. Ein Kühlschrank mit einem maximalen Fassungsvermögen von 80 Liter ist großartig für einen Kastenwagen und mit der großzügigen Kochzeile mit optional ein oder zwei Kochern beziehungsweise Arbeitsfläche ist das Zubereiten von Speisen überhaupt kein Problem mehr beim Campen.

Integriert in die Möbelzeile ist auch eine ausziehbare Campingtoilette, die unterwegs oder in der Nacht genutzt werden kann. Zur Wahrung der Privatsphäre können für den Toilettengang Vorhänge geschlossen werden. Das Waschbecken ist sehr gut zugänglich, wobei daran auch eine Außendusche installiert wurde, die durch eine Klappe erreicht werden kann. Für das Lagern und Verstauen gibt es im Rocket One zahlreiche Taschen und Haken fast überall im Fahrzeug.

Das Bettenmaß mit 1,40 x 1,93 Meter sowie die Polster und Tellerfedern versprechen sehr erholsame Nächte im Campingbus. Für Familien gibt es noch eine zweite Schlafgelegenheit im Aufstelldach. Die Liegefläche mit 1,40 x 2,20 Meter ist ebenfalls mehr als ausreichend. Licht und USB-Steckdosen im oberen Bereich ermöglichen das Lesen in den Abendstunden oder das Aufladen der Mobiltelefone.

Der Heckstauraum unter dem Bett lässt sich einfach befüllen. Durch das kurze Anheben des Bettes kann auf vermeintlich sehr weit hinten gelagerte Ausrüstung leicht zurückgegriffen werden. Das sehr ansprechende Design und die Verarbeitung von hochwertigen Materialien hat sich Rocket Camper auf die Fahnen geschrieben.

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Flowcamper by Vanufaktur: Durchdachtes Ausbaukonzept mit Hang zum Minimalismus

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© Vanufaktur

Gleich beim Anblick des Campervans „Flowcamper Frieda Luftig“ fühlen sich Camper in die Anfangszeit des Bullis entführt. Basierend auf dem aktuellen Volkswagen T6.1 mit einem sparsamen Euro-6d-Temp-Motor kann man sich dem Charme der Fahrzeuge nicht entziehen. Bei allem Hang zur modernen Ausstattung und der vollständigen Elektrifizierung wirken die Flowcamper etwas gegensätzlich. Gemütlichkeit, natürliche Werkstoffe und Flexibilität stehen im Mittelpunkt der Entwicklung des kleinen Herstellers aus Hagen in Nordrhein-Westfalen, der aber nicht nur auf den T6, sondern auch auf den Mercedes Vito setzt.

Der hohe Anteil von Naturholzflächen lässt den Camperbus zunächst als Selbstausbau erscheinen, die detaillierte Umsetzung aber steht für das Know-How des Herstellers. Der Flowcamper mit seiner Grundausstattung kostet rund 40.000 Euro. Das Aufstelldach kostet noch einmal 6.000 Euro extra. Der Unterschied zwischen dem „Flowcamper Frieda“ und dem „Flowcamper Frieda Luftig“ liegt in der zweiten Schiebetür, die beim „Luftig“ installiert wurde.

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© Vanufaktur

Flowcamper Frieda und Flowcamper Frieda Luftig als Ruhepol

Der „automobile Minimalismus“, wie die entwickelten Fahrzeuge von den Gründern selbst bezeichnet werden, spiegelt sich vor allem in der Küche wider. Das hölzerne Küchenelement aus drei Würfeln ist die Heimat eines Spülbeckens mit 12 Liter fassenden Frisch- und Abwassertanks, einem ausziehbaren Einflammengasherd und einer elektronischen Kühlbox mit 24 Liter Fassungsvermögen. Dominierend im Innenraum sind die aus Fichtenholz gefertigten Oberflächen, die wahlweise lackiert und sogar zum Beschriften mit Kreide verwendet werden können. Kinder können hier ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Alternativ können Reisenotizen immer eine kostbare Erinnerung sein.

Neu bei den aktuellen Modellen ist die wasser- und chemielose Trockentrenntoilette, die optional bestellt werden kann. Die batteriebetriebene, transportable Dusche ist der ganze Stolz von Vanufaktur. Über einen Akku wird eine Pumpe aktiviert, die dann aus einem Kanister das Wasser in den Duschkopf pumpt. Angesichts eines Leistungsvermögens von 50 Minuten ist das mehrmalige Wasserholen für das Duschen aller Passagiere allerdings unabdingbar.

Das Bett im Flowcamper wird durch das Umklappen der Sitzbänke geschaffen. Die Liegefläche mit einer Größe von 1,60 x 1,87 Meter dürfte für die meisten Camper vollkommen ausreichend sein. Durch das Aufstellen des Kopfteiles verwandelt sich das Bett in Windeseile in ein gemütliches Sofa. Wird das optionale Aufstelldach verwendet, ergibt sich eine weitere Bettfläche mit 1,10 x 1,85 Meter.

Die kleinen Feinheiten des Flowcamper lassen erahnen, wieviel Detailarbeit wirklich in der Konzipierung steckt. Ablagetaschen unterm Schlafdach sind ebenso praktisch wie der Schwenktisch für Draußen und Drinnen. Das variabel positionierbare LED-Lichtsystem und die ausziehbaren Heckboxen versprechen vielerorts Licht und Ordnung.

Flowcamper Frieda Stern auf der Basis des Mercedes Vito

Das dritte Modell aus dem Hause der Vanufaktur ist neben dem „Flowcamper Frieda“ und dem „Flowcamper Frieda Luftig“ der „Flowcamper Frieda Stern“. Dieser wird auf der Basis des Mercedes Vito gefertigt. Der 114 CDI mit 136 PS starkem Motor sorgt für den Antrieb des Campingbusses, der ebenso auf Funktionalität setzt. Wer mehr Power braucht, kann den „Flowcamper Frieda Stern“ mit einem 163 oder 190 PS starken Motor und Allradantrieb bestellen. Mit 42.400 Euro Startpreis liegt das Fahrzeug nur knapp 1.000 Euro über den Einstiegsmodellen auf T6-Basis.

Kompanja-Campingbus, Rocket One und Flowcamper als interessante Alternativen auf dem Markt

Die hier vorgestellten Hersteller haben sehr individuelle Lösungen für Kastenwagen auf den Markt gebracht, die bei Campern großen Anklang finden. Die Lieferzeit bei Kompanja kann durch das gewachsene Interesse bis zu zwölf Monate dauern, aber diese ist gut investiert. Hervorragende Raumkonzepte, Komfort und Funktionalität sorgen bei Käufern für Begeisterung. Dabei bewegen sich die Hersteller in einem annehmbaren Preissegment, das stetig weitere Interessenten anlocken wird. Mehr als ein kurzer Blick auf die Fahrzeuge lohnt sich auf jeden Fall.

Titelfoto: © jure– stock.adobe.com

In unserem Guide haben wir aufgeschrieben, wie du dein Wohnmobil auflasten kannst.

Letzte Aktualisierung: 09/07/2021
Author: Riko Wetendorf