Camping-Voluntourismus: So funktioniert Naturschutz im Urlaub

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Die Natur genießen und gleichzeitig aktiv bei ihrem Schutz mithelfen: Die freiwillige Mitarbeit in Nationalparks und anderen Schutzgebieten wird auch in Deutschland immer beliebter. Wir stellen einige spannende Voluntourismus-Angebote für Camper vor und verraten, warum es sich auch für euch lohnt, mal selbst anzupacken.

Inhaltsverzeichnis

Frische Luft, Vogelgezwitscher, barfuß auf der Wiese: Viele Camper lieben den Urlaub mitten in der Natur. Die positiven Aspekte sind hinlänglich bekannt. Draußen sein in Wald und Flur unterstützt nachweislich den Erholungswert, steigert die Kreativität und ist rundum gesund. Die Natur ist also viel mehr als Kulisse, sondern ein zentraler Bestandteil eines erholsamen und erlebnisreichen Campingaufenthalts. Das gilt es zu erhalten!

Leider gehen die Nachrichten über bedrohte Tier- und Pflanzenarten, den Rückgang von wertvollen Biotopen und den zunehmenden Druck auf sensible Landschaften auch an Campern nicht spurlos vorbei. In den Nationalparks Deutschlands ist die Welt zwar scheinbar noch in Ordnung. In Wirklichkeit kümmern sich hier viele Profis rund um die Uhr um den Erhalt der Natur. In den letzten Jahren erhalten sie dabei vermehrt Unterstützung freiwilligen Helfern.  Der Voluntourismus boomt – auch in Deutschland!

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Voluntourismus für Camper: So kannst du aktiv beim Naturschutz mithelfen

Voluntourismus ist eine vor allem bei jungen Leuten beliebte Urlaubsform, die herkömmlichen Tourismus mit einem Freiwilligendienst (engl. „Volunteering“) vereint. Gemeint sind damit meist Angebote im Ausland, bei denen sich Urlauber im Rahmen eines Aufenthalts zusätzlich sozial oder ökologisch engagieren, z.B. im Naturschutz oder der Entwicklungshilfe.

Gruppe von Freiwilligen, die sich um die Natur kümmern und Müll in Plastiktüten sammeln
Voluntourismus ist nicht nur gut für die Natur, sondern macht auch viel Spaß! - © InsideCreativeHouse - stock.adobe.com

Inzwischen gibt es solche Angebote aber auch in Deutschland – und die sind besonders für Camper interessant. Die Initiative ECOCAMPING hat gemeinsam mit dem Verband „Nationale Naturlandschaften e. V.“ und weiteren Partnern eine Möglichkeit geschaffen, um den Campingurlaub noch erlebnisreicher zu gestalten: In vier deutschen Schutzgebieten helfen Camper in Teamarbeit mit den Rangern bei verschiedenen Naturschutzprojekten mit.

Im Naturpark Südschwarzwald, im Biosphärenreservat Mittelelbe und in den beiden Nationalparken Müritz und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer können Gäste die Natur nicht nur bewundern, sondern selbst Hand anlegen und zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen. Zusammen mit den Rangern helfen Camper beim Dünenschutz, in der Biotop-Pflege für Auerhühner, bei der Pflege von Eichenwäldern oder dem Wiedervernässen von ehemaligen Feuchtgebieten.

Darum lohnt sich das Mitmachen

Die Natur genießen ist eine Sache. Zusammen mit Fachleuten mal einen Tag rausgehen und aktiv mit anpacken eine ganz andere. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht wie Arbeit klingt: Viele Camper sind ganz begeistert über die Mitarbeit im aktiven Naturschutz. Man erfährt viel neues über die Natur der jeweiligen Urlaubsregion und lernt eine völlig andere Perspektive kennen.

Es ist ein besonders Art von Campingurlaub, die Spaß und Freude an der Natur mit einer sinnvollen Tätigkeit verbindet. Natürlich freuen sich auch die Ranger über das Interesse an ihrer Arbeit. Und noch viel mehr über Gäste, die nicht nur schauen, sondern selbst Handschuhe anziehen und aktiv werden. Und mal abgesehen davon ist es ein exklusives Erlebnis, das man so nicht jeden Tag hat und von dem man zuhause erzählen kann.

Beispiele für Voluntourismus in Deutschland

Wie bereits erwähnt, gibt es inzwischen vier Schutzgebiete in Deutschland, in denen Besucher aktiv beim Naturschutz mithelfen. Zwei dieser Projekte möchten wir euch etwas ausführlicher vorstellen.

Aktiv für Sonnentau und Klimaschutz

Mitten im Naturschutzgebiet Feldberg im Naturpark Südschwarzwald existiert eines der wenigen Hochmoore in Süddeutschland, das Hirschbäder Moor. Hochmoore sind nicht nur Heimat für viele seltene Pflanzenarten wie den Sonnentau, sondern auch wichtiger Speicher von Kohlenstoff. Daher sind sie unverzichtbar für den Klimaschutz. Besucher können dieses faszinierende, aber hochsensible Gebiet auf einem speziellen Weg erkunden.

Hochmoor im Schwarzwald
Das Hochmoor im Schwarzwald ist ein wichtiger Speicher von Kohlenstoff - © Corri Seizinger - stock.adobe.com

Das Hochmoor hat aber nur eine Überlebenschance, wenn sich Gäste an die strenge Wegepflicht halten. Damit Besucher ein attraktives Wegenetz vorfinden, müssen die Wege und Stege regelmäßig überprüft und ausgebessert werden – besonders in den feuchten Bereichen des Moores. Im Sommer letzten Jahres haben daher aktive Touristen gemeinsam mit dem Feldberg-Förster Jens Göttfert einen Bohlenweg quer durch das Hochmoor erneuert. Der Naturgenuss ist an der Stelle für die nächsten 15 Jahre für alle Schwarzwaldfans wieder möglich.

Vom Waldglas zum Altglas

Ortswechsel: Der Camping- und Ferienpark Havelberge liegt direkt beim Müritz-Nationalpark. Fünf-Sterne-Luxus auf einem mehrfach für sein Umweltengagement u.a. auch mit dem EU Ecolabel ausgezeichneten Campingplatz – Komforturlaub im Einklang mit der Natur.

Der angrenzende Nationalpark wurde kurz vor der Wiedervereinigung ausgewiesen. Seen ohne Ende, Moore, alte Buchenwälder, Naturoasen aber auch ausgedehnte Kiefernwälder prägen die Landschaft. Die Kiefern dienten lange als Quelle für Baumharz, ein wertvoller Rohstoff für chemische Produkte. Die Kiefern wurden angeritzt, um die Harzproduktion anzuregen. An den Baumstämmen hingen Gläser, die das herabtropfende Baumharz aufgefangen haben. Ab 1990 war Baumharz nicht mehr gefragt und viele Gläser und Scherben blieben im Wald.

Camper suchen im Wald nach dem Altglas
Mit Camping-Voluntourismus kannst du im Urlaub zum Naturschutz beitragen und dem Wald helfen - © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Mit der in den letzten Jahren zunehmenden Trockenheit steigt jedoch auch die Gefahr von Waldbränden. Und die alten Scherben können als Brennglas recht schnell einen Waldbrand auslösen. Zum Schutz gegen Waldbrände aber auch zur Verhinderung von Verletzungen von Mensch und Tier müssen die alten Gläser raus aus dem Wald. Das ist eine lange und Ausdauer fordernde Aufgabe, der sich im letzten Sommer einige Campingfamilien gestellt haben. Jetzt ist das Gebiet frei von den Altlasten vergangener Tage – die Natur atmet wieder auf.

Wo gibt es weitere Angebote für Camping-Voluntourismus?

Voluntourismus-Angebote in Deutschland steigen nach den positiven Erfahrungen des vergangenen Sommers stetig weiter an. Wer Lust bekommen hat, sollte regelmäßig auf der Aktionsseite www.naturschutz-im-urlaub.de unter „Voluntourismusangebote“ vorbeischauen. Hier werden die jeweils neuesten Einsatzmöglichkeiten in den vier Partnerregionen vorgestellt.

Die Betreiber der entsprechenden Campingplätze sind zudem in der Regel gut informiert:  Wer an der Rezeption nachfragt, erfährt womöglich einige echte Geheimtipps. Dass die Idee des Voluntourismus ankommt, spiegelt sich übrigens nicht nur in der Nachfrage, sondern auch in der Förderung über den Bund. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Projekt „Voluntourismus für biologische Vielfalt in den Nationalen Naturlandschaften“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.

 

Titelbild: © Li Ding – stock.adobe.com

Letzte Aktualisierung: 16/01/2023
Author: Iris Schreiber

Iris Schreiber ist Pressesprecherin bei ECOCAMPING. In Zusammenarbeit mit dem PiNCAMP-Magazin berichtet sie ab sofort regelmäßig über neue Erkenntnisse im Bereich nachhaltiges Camping.