Manel Vilajosana, Direktor von La Torre del Sol im Gespräch

„Die Menschen haben große Lust zu verreisen!“

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Campen, wo früher die Römer residierten – der Campingplatz La Torre del Sol in der
spanischen Provinz Tarragona an der Costa Dorada gehört zu den schönsten
Campingplätzen Europas. Das rund 26 Hektar große Gelände, mit direktem Zugang zum
14 Kilometer langen Sandstrand, bietet insgesamt 770 Standplätze für Wohnmobile und
Wohnwagen. Zwischen Laubbäumen, Palmen und Oleanderbüschen parken die kleinen
Eigenheime auf vier Rädern. Dort, wo andere Urlaub machen, befindet sich auch das Büro
von Manel Vilajosana. Der 59-jährige Spanier ist leitender Direktor des Campingplatzes La
Torre del Sol sowie des dazugehörigen FKK-Campingplatzes. Auch wenn das Reisen
aktuell schwierig ist, einen anderen Job kann sich der studierte Jurist kaum vorstellen. Im
Interview mit PiNCAMP erzählt der Campingplatz-Manager und dreifache
Familienvater, was er an der Campingwelt liebt, wofür sein Herz schlägt und plaudert so
manche kuriose Geschichte aus seinem Berufsalltag aus.

Manel Vilajosana, Direktor von La Torre del Sol im Gespräch
Manel Vilajosana, Direktor von La Torre del Sol im Gespräch - © Manel Vilajosana

Herr Vilajosana, wollen wir Englisch oder Deutsch sprechen?

Manel Vilajosana: Wir können gerne Deutsch sprechen – für mich ist das eine gute
Übung. Ich habe Deutsch gelernt, als ich sehr jung war. Damals habe ich in Saarbrücken
studiert. Das Problem mit den Sprachen ist ja, dass man sie schnell vergisst, wenn die
Praxis fehlt…

…so geht mir das mit Spanisch. Puedo hablar un poco español, aber für ein
Interview reicht es nicht ganz.

Vilajosana: Ja, aber das ist auch ein bisschen wie Fahrradfahren. (lacht)

Sprechen wir doch über den Tourismus. Wie ist es Ihnen denn ergangen?

Vilajosana: Die Corona-Pandemie hat uns alle getroffen. Weltweit. Jede Branche.
Aber es ist klar, dass es den Tourismus schärfer getroffen hat. Tourismus gibt es nur, wenn
die Menschen reisen können. Dass das im Moment nicht geht, spüren die katalanischen
Campingplätze, die normalerweise viele ausländische Gäste haben. Es ist furchtbar,
finanziell und psychologisch. Wir haben den Campingplatz trotzdem offen gehalten – auch
um die Stellen der Angestellten behalten zu können. Das war sehr kompliziert.

Kinder Springen in den Pool des Campingplatzes
Kinder Springen in den Pool des Campingplatzes - © Manel Vilajosana

Was hat sich verändert?

Vilajosana: Die Art, wie wir arbeiten, hat sich verändert. Den Campingplatz pflegen, die
Sanitäranlagen und Unterkünfte reinigen – etwas, was früher so einfach war, war auf
einmal komplizierter. Ich glaube, dass die Umstellungen und Regeln, notwendig waren
– und auch weiterhin notwendig sind, wie zum Beispiel die Hygienevorschriften – die
werden auch in Zukunft bleiben. Wissen Sie, aus jeder Situation, und sei sie noch so
schwierig, kann man auch etwas Gutes lernen.

Manel Vilajosana ist beim FC Bayern München
Manel Vilajosana ist nicht nur auf dem Campingplatz zu finden - © Manel Vilajosana

Das letzte Jahr war also auch ein Lernprozess?

Vilajosana: Ja, absolut. Wir wissen jetzt viel klarer, was Sauberkeit bedeutet. Wissen Sie,
die Sanitäranlagen sollen sauber sein, aber sie sollen sauber sein. (lacht) Verstehen Sie?
Spaß beiseite. Das macht schon Sinn. Die Menschen kommen zu uns und sollen uns auch
vertrauen können. Wir, die Campingplatzbetreiber, haben eine große Verantwortung
gegenüber den Kunden. Im Vergleich zu Hotelurlaub ist Campingurlaub sicherer. Jeder hat
seine eigene Unterkunft, viele auch eigene Sanitäranlagen, und es findet alles draußen
statt. Über Ostern durften wir nur Touristen aus Katalonien empfangen. Für Gäste aus
dem Ausland haben wir seit dem 26. März geöffnet. Für die Sommermonate haben wir
bereits viele, viele Buchungen von ausländischen Gästen erhalten. Die Menschen haben
große Lust zu verreisen! Mal sehen, wie sich das entwickelt. Das wird vermutlich auch
davon abhängen, wie gut die Impfkampagnen laufen. Ich freue mich sehr darauf, bald
wieder mehr Gäste willkommen zu heißen.

Aus welchen Ländern kommen Ihre Gäste?

Vilajosana: Aktuell sind es fast nur Katalanen. Aber normalerweise kommt die Mehrheit
der Camper aus den Niederlanden. Rund zehn Prozent der Gäste sind Deutsche. Fast 30
Prozent sind Franzosen, 15 Prozent Spanier und der Rest Belgier, Schweizer, Dänen,
Italiener usw.

Beachbar auf dem Campingplatz
An der Beachbar ließen Camper es sich vor Corona gutgehen - © Manel Vilajosana

Bei Ihnen kommt also fast ganz Europa zusammen.

Vilajosana: Beide Campingplätze waren schon immer international. Das ist sehr schön.
2019 habe ich hier auf einer Campingplatz-Straße, die direkt zum Strand führt, zwölf
verschiedene Staatsangehörigkeiten gesehen und gehört. Das ist Campingplatz!

Spizerria auf dem Campingplatz
In der Spizerria auf dem Campingplatz treffen sich verschiedene Nationalität in Harmonie - © Manel Vilajosana - La Torre del Sol

Was bedeutet Camping für Sie persönlich?

Vilajosana: Der Campingplatz und mein Leben sind schon sehr lange verbunden. Als ich
vor 35 Jahren Jura-Student war, habe ich im Sommer als deutschsprachiger Rezeptionist
hier auf diesem Campingplatz gearbeitet, den ich heute als Direktor leite. Nach dem
Studium war ich zunächst viele Jahre als Beamter in der Stadtverwaltung, in den
Pyrenäen, neben Andorra, tätig. 2002 kam ich dann nach Tarragona und habe die Leitung
dieser beiden schönen Campingplätze übernommen. Camping ist nicht nur mein Beruf, es
ist meine Passion. Wenn ich mit Kollegen spreche, sage ich: Die Mehrheit der Kunden, die
auf Campingplätze kommt, sind keine Touristen, sondern Reisende.

Aha, worin liegt für Sie der Unterschied?

Vilajosana: Ein Tourist kommt nach La Torre del Sol und will Strand, Schwimmbad,
Sonne, Sangria, Bier, Zumba, Aqua Gym. Der Reisende geht ein bisschen tiefer. Er will
auch Land und Leute kennenlernen. Er interessiert sich für die Sprache, die Menschen,
deren Kultur und natürlich für die landestypische Gastronomie am Ferienort. Sie kommen
nicht nach Tarragona, um Weißwurst und Schnitzel zu essen. Das können sie zu Hause
haben und dort schmeckt es vermutlich viel besser. Ich esse auch keine Paella, wenn ich
in Berlin bin. (lacht)

Indoor Schwimbad des Campingplatzes
Auf dem Campingplatz La Torre del Sol gibt es verschiedene Möglichkeiten der Abkühung - © Manel Vilajosana La Torre del Sol

Mit dem Wohnmobil Urlaub zu machen, bedeutet für viele Menschen auch Freiheit,
die sie in ihrem Alltag so nicht spüren.

Vilajosana: Ja, und natürlich die Möglichkeit, neue Freunde kennenzulernen. Das ist
Campingplatz! Die Gäste lieben auch die Nähe zur Natur. Der respektvolle Umgang mit
der Natur ist dabei sehr wichtig und wird den Tourismus der Zukunft bestimmen.

Wie sieht eigentlich ihr Feierabend aus?

Vilajosana: Ich gehe gerne am Strand spazieren, fahre ins Landesinnere und schaue mir
die vielen Klöster an – und ich liebe Kino! Wenn es geht, gehe ich einmal die Woche ins
Kino. Außerdem lese ich sehr viel und seit Neustem höre ich beim Autofahren Hörbücher.
An den Wochenenden verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie. Mein jüngster Sohn ist 16
Jahre alt und spielt Fußball. Ich bin oft auf dem Fußballplatz und jubel ihm zu – aktuell ist
das aber noch nicht möglich.

Ein Selfie von Manel Vilajosana
Manel ist ein Freund von Spaziergängen am Strand- © Manel Vilajosana

Und wie machen Sie Urlaub?

Vilajosana: Ich liebe Städte und Kulturplätze. Noch bis letztes Jahr haben mein Vater,
mein jüngster Sohn und ich regelmäßig Städtereisen zusammen gemacht. Drei
Generationen. Wir haben Paris, Berlin, Rom besichtigt. Leider ist mein Vater im
vergangenen Jahr verstorben. Für dieses Jahr hatten wir eine Reise nach Athen geplant.
Ende Mai werde ich nun mit meinem Sohn dorthin reisen, wenn das möglich ist.

Sie können es also selbst kaum erwarten, wieder zu reisen.

Vilajosana: Ja, reisen erweitert den eigenen Horizont! In jedem Land, in das ich reise,
versuche ich die Sprache des jeweiligen Landes zu sprechen. Der deutsche Dichter und
Philosoph Johann Gottfried Herder hat, glaube ich, einmal gesagt: Jede Sprache hat eine
bestimmte Weltanschauung. Und man kann die Menschen eines bestimmten Landes nur
dann gut kennenlernen, wenn man auch deren Sprache beherrscht. Die Sprache ist die
einzige Form, um die Menschen, ihr Denken und deren Kultur wirklich kennenzulernen –
man sollte es wenigstens versuchen. Auch das ist ein Unterschied zwischen Tourist und
Reisendem.

Manel Vilajosana beim Schneewandern
Auch mal ohne Bart unterwegs © Manel Vilajosana

Nun leiten Sie seit 19 Jahren den Campingplatz. Da haben Sie doch bestimmt auch
kuriose Dinge erlebt.

Vilajosana: Oh, da könnte ich ein Buch darüber schreiben oder eine Fernsehserie daraus
machen! (lacht)

Erzählen Sie doch mal.

Vilajosana: Da fällt mir die Geschichte eines Ehepaares ein. Der Mann kam an die Rezeption und schrie ganz aufgeregt: „Ich will sofort den Direktor sprechen!“
Als ich fragte, was los sei, sagte er: „Ich will, dass Sie meine Frau vom Campingplatz rausschmeißen.“

Ich: „Tut mir leid, aber das kann ich nicht machen. Was ist denn passiert?“

Der Mann erzählte: „Ich bin heute morgen an den Strand gegangen, meine Frau wollte aber nicht
mitkommen. Als ich wieder zum Bungalow zurück kam, war sie im Bett mit dem Nachbarn.“

Ein anderes Mal kam ein Mann mit einer blutenden Kopfverletzung zu mir an die
Rezeption. Er verlangte, dass die Campingplatzversicherung dafür aufkommt. Ich fragte
ihn, was denn passiert sei. Und er erzählte, dass er sich am Fenster eines Wohnmobils
verletzt habe. Aber ich verstand nicht, wie das passiert war. Schließlich erzählte er: „Ich war
am Nachbarwohnmobil. Die Leute da drin waren gerade am Kochen. Es roch sehr gut. Ich
wollte sehen, was sie da kochen und bin mit dem Kopf ganz nah zum Fenster. Dabei habe
ich mich am Kopf verletzt.“

Das ist Campingplatz-Leben! (lacht)

Du möchtest Manel über den Weg laufen? Dann plane deinen nächsten Urlaub bei La Torre del Sol!

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Letzte Aktualisierung: 22/04/2021
Author: Iunia Mihu