Wohnwagen winterfest machen: 5 Top-Tipps für Wintercamper

4 min Lesedauer

Der Sommer ist längst vorüber und auch der Herbst neigt sich dem Ende zu – jetzt steht der Winter vor der Tür. Die meisten Camper machen es sich in der eisigen Jahreszeit zuhause bequem. Wenn du stattdessen zum Wintercamping in den Schnee fahren willst, solltest du vorher deinen Wohnwagen winterfest machen. Wir erklären, worauf du dabei achten musst.

Inhaltsverzeichnis

Wintercamping im Wohnwagen ist ein Riesenspaß – allerdings nur, wenn der Caravan mit den kalten Temperaturen zurecht kommt. Eine effiziente Gasheizung und isolierte Wände sind zwar inzwischen bei fast allen modernen Wohnwagen Standard. Um bei knackigen Minusgraden einen entspannten Urlaub im Schnee mit dem mobilen Eigenheim zu verbringen, solltest du aber etliche Punkte beachten. Eine Lösung sind spezielle, winterfeste Wohnwagen-Modelle, die sich besonders gut für niedrige Temperaturen eignen. Das Nachrüsten eines normalen Sommercaravans für das Wintercamping ist hingegen meist mit großem Aufwand verbunden.

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Wann ist ein Wohnwagen winterfest?

Ist der Wohnwagen winterfest oder doch nur wintertauglich? Im normalen Sprachgebrauch verwenden viele Camper diese Begriff gleichbedeutend. Tatsächlich macht das aber einen großen Unterschied für dich. Wintertauglich bedeutet, dass der Wohnwagen bei Temperaturen bis 0°C ohne Einschränkungen beim Komfort voll genutzt werden kann. Winterfest ist der Wohnwagen hingegen nur, wenn er auch bei Temperaturen bis -15 °C schnell aufgeheizt werden kann. Dazu wird der Wohnwagen nach den DIN-Norm EN 1645-1 getestet.

Testverfahren für winterfeste Wohnwagen nach DIN EN 1645-1

Damit ein Wohnwagen als winterfest gelten darf, schreibt die Norm DIN-Norm EN 1645-1 das folgende Testverfahren in vier Stufen vor. Der Messpunkt bei der Prüfung befindet sich einen Meter über dem Innenboden des Fahrzeugs in der Mitte des Wohnbereichs. Dazu gibt es fünf weitere Messpunkte im Fahrzeug. Diese dürfen nicht mehr als 7 °C Differenz zu der ersten Messung aufweisen.

1. Auskühlen

In der ersten Phase wird der Caravan in einem Zeitraum von 10 Stunden auf eine Temperatur von -15 ° C Celsius abgekühlt. Dazu öffnet man beispielsweise alle Fenster und Türen des Fahrzeugs.

2. Heizung starten

Nach dem Auskühlen wird die Heizungsanlage gestartet. Der Innenraum des Wohnwagens muss so schnell wie möglich aufgeheizt werden. Ziel ist innerhalb von 2 Stunden die Temperatur von mindestens 20 ° C Celsius zu erreichen.

3. Stabilisieren

Ist die geforderte Temperatur erreicht,  wartet man 1 Stunde bis sich die Wärme im gesamten Wohnwagen verteilt hat. Anschließend wird die Wasseranlage befüllt.

4. Wasseranlage testen

Im letzten Schritt prüft man, ob die Wasserleitungen und Rohre nach einer weiteren Stunde noch einwandfrei funktionieren und nicht eingefroren sind.

Test bestanden: Wohnwagen ist winterfest

Wenn alle 4 Testverfahren bestanden wurden, gilt der Wohnwagen als „winterfest nach Stufe III“. Erreicht der Wohnwagen nur die ersten beiden Stufen der Prüfung (Temperatur von -15° C auf + 20 ° C innerhalb von 2 Stunden) gilt er als „wintertauglich“. Für Wohnmobile wird ein ähnliches Verfahren angewendet. Die entsprechende Norm für Wohnmobile lautet DIN EN 1646-1.

Darauf kommt es bei einem wintertauglichen Wohnwagen an

Einen herkömmlicher Sommercaravan kannst du in der Regel auch noch bei einstelligen Temperaturen verwenden, da fast alle Modelle eine ausreichende Isolierung und und eine ordentliche Gasheizung besitzen. Aber was, wenn du auch bei wirklich kalten Winternächten im Wohnwagen übernachten willst? In diesem Fall schaust du dich am besten nach einem winterfesten Modell um oder bestellst beim Kauf ein spezielles Winterpaket dazu.

Dämmung

Um ein angenehmes Raumklima bei frostigen Temperaturen zu erzielen, solltest du als erstes auf eine ausreichend starke Dämmung bzw. Isolierung der Außenwände achten. Standard ist hier die Aluminium-Schaum-Sandwich-Bauweise. Ein guter Richtwert sind 31 mm bei den Wänden, ca. 39 mm beim Dach und etwa 47 mm bei den Böden.

Heizung

Wichtig ist auch die Heizung. Viele wintertaugliche Wohnwagen haben ein Gebläse verbaut, das die warme Luft über Ausströmer in den Innenraum fördert. Dabei verteilt sich die Wärme aber relativ ungleichmäßig im Innenraum, da die Luft am wärmsten im Bereich der Öffnungen ist. Effizienter sind Warmwasserheizungen mit Konvektor. Dabei wird das Wasser zunächst erwärmt und anschließend in einen Kovektor gepumpt. Dadurch verteilt sich die Wärme gleichmäßiger, der Innenraum heizt sich schneller auf.

Luftzirkulation

Achte beim Aufbau des Fahrzeugs darauf, dass die Luft im Innenraum gut zirkulieren kann. Die warme Luft der Heizung muss möglichst ohne Hindernisse zwischen den Möbeln und anderen Einbauten (Schränke, Innenwände etc.) zirkulieren können. Dadurch verhinderst du die Bildung von Kondenswasser und Feuchtigkeit im Fahrzeug.

Platzierung der Wassertanks

Die Frischwassertanks sollten sich bei einem wintertauglichen Wohnwagen im beheizten Innenraum des Fahrzeug befinden. Ideal ist, wenn die Wasserleitungen entlang der Heizungsrohre verlaufen. Kommt die Heizungsanlage bei besonders kalten Temperaturen dennoch an ihre Grenzen, empfiehlt sich die Verwendung eines Heizstabes.

Checkliste Camper winterfest machen

Winterpaket für Wohnwagen kaufen

Die oben erwähnten Punkte lassen sich bei einem normalen Sommercaravan nur sehr umständlich und mit viel Aufwand selber nachrüsten. Wenn du weißt, dass du auch im Winter campst, kann es beim Kauf eines Wohnwagens daher sinnvoll sein, ein spezielles Winterpaket dazu zu bestellen. Dieses Paket beinhaltet in der Regel eine zusätzliche elektrische Heizung für das normale Modell oder die erwähnte Warmwasserheizung. Dazu gibt es nützliche Zusatzoptionen wie Gasdruckregler, Fußbodenheizung, verbesserte Isolierung, z.B. mit XPS-Schaum oder Styrofoam und besonders gut isolierende Winterabdeckungen für Heck und Bug des Fahrzeugs.

Welche Wohnwagen sind besonders winterfest?

Wie erwähnt, verfügen fast alle modernen Wohnwagen über vergleichsweise gut isolierte Außenwände  Dennoch gibt es einige Modelle, die sich besonders gut für die kalte Jahreszeit eignen. Beim ADAC-Test im österreichischen Ötztal wurden 4 Modelle bei Außentemperaturen von etwa – 5° C miteinander verglichen, die allesamt gute bis sehr gute Testergebnisse erzielten:

  • Adria Alpina 663 UK
  • Fendt Diamant 560 SG
  • Hymer Eriba Nova SL 530
  • Knaus Südwind 650 UDF Scandinavian Selection

Diese Modelle zeichnen sich durch eine sehr gute Isolierung (z.B. durch gedämmte Radkästen und gedämmte Eingangstüren) aus und verfügen auch über eine gute Heizung. Die Modelle von Adria, Knaus und Hymer haben eine Wasserheizung, der Fend sogar eine elektrischen Fußbodenheizung. Die Isolierung wurde mit einem handelsüblichen Sommercaravan verglichen. Bei diesem sank die  Raumtemperatur bereits innerhalb von 200 Minuten von 20 °C auf 11 °C. Bei Fendt und Knaus immerhin gut 250 Minuten, beim Adria knapp 300 und bei Hymer sogar mehr als 350 Minuten.

Winterfeste Wohnwagen im ADAC-Kältetest

Modell Adria Alpina 663 UK Hymer Eriba Nova SL 530 Fendt Diamant 560 SG Knaus Südwind 650 UDF Scandinav. Selection
Aufheizzeit + + ++ 0
Abkühlzeit + ++ + +
Gesamtbewertung Wintertauglichkeit + + ++ +

Legende: (0,6 – 1,5 sehr gut) ++;  (1,6 – 2,5  gut) +;  (2,6 -3,5 befriedigend) 0; (3,6 – 4,5 ausreichend) – ;  (4,6 – 5,5 mangelhaft) – –

Zum ADAC-Test

So machst du deinen Wohnwagen winterfest: Unsere 5-Top-Tipps

Neben der Wahl des richtigen Wohnmwagen-Modells gibt es noch einige Sachen, die du selbst machen kannst um deinen Wohnwagen bereit für die kalte Jahreszeit zu machen. Mit den folgenden Tipps steht dem erfolgreichen Wintercamping nichts mehr im Weg.

Das richtige Zubehör mitnehmen

Für den Winter brauchst du ein paar Sachen, die im Sommer nicht unbedingt nötig sind. Dazu zählen beispielsweise Traktionsmatten, damit die Reifen nicht im Schnee versinken, eine Schneeschaufel, um den Eingang freizuschaufeln oder Thermofolien, mit denen du Kältebrücken an den Fenstern verhinderst. Ein Eiskratzer für die Scheiben darf ebenfalls nicht fehlen. Sinnvoll ist auch ein Vorzelt, um nasse Klamotten, Schuhe oder Skier zu lagern.

Frostschutzmittel verwenden

Verwende sowohl für die Scheiben als auch für die Kühlflüssigkeit des Motors ein Frostschutzmittel. Gerade beim Motor kann es sonst zu ernsthaften Schäden, eventuell sogar zu einem Totalausfall kommen. Für die Scheiben verwendest du am besten Frostschutzmittel, das bis zu -25 ° C geeignet ist. Beachte, dass unterschiedliche Frostschutzmittel teilweise nicht miteinander vermischt werden dürfen.

Gasvorrat checken

Im Winter musst du logischerweise mehr heizen, schließlich hockt niemand gerne in der Kälte. Dadurch steigt auch der Bedarf an Gas für die Heizung. Mit einer herkömmlichen 11-Liter-Gasflasche kommst du – je nach persönlichem Verbrauch – etwa 2 – 3 Tage aus. Für einen einwöchigen Skiurlaub solltest du also am besten 3-4 Flaschen mitnehmen. Hilfreich ist auch ein Gasfüllstand-Anzeiger.

Winterreifen aufziehen

Wenn du im Winter unterwegs bist, musst du mit glatten, möglicherweise vereisten Straßen rechnen. Verlasse dich also besser nicht auf die Ganzjahresreifen, sondern besorge dir Winterreifen mit gutem Profil. Auch Schneeketten sollten keinesfalls im Gepäck fehlen. Vorsichtiges, vorausschauendes Fahren versteht sich im Winter von selbst. Achte auch darauf, dass die Ladung besonders gut gesichert ist.

Wasseranlage im Wohnwagen vor Frost schützen

Eingefrorene Wasserleitungen und Frostschäden sind eine der größten Gefahren im Winter. Die Frischwasser-Tanks bei Winter-Wohnwagen sind in der Regel beheizbar – anders sieht es beim Abwassertank aus. Hier lässt du am besten den Hahn offen und stellst einen Eimer darunter. So kann sich das Wasser nicht im Tank sammeln und gefrieren. Im Fachhandel ist außerdem spezielles Frostschutzmittel für die Verwendung in Trinkwasseranlagen und Fäkalientanks erhältlich.

Weitere nützliche Tipps und detaillierte Anleitungen, um dein Wohnmobil winterfest zu machen findest du hier:

Was ist ein Frostwächter für Wohnwagen und Wohnmobile?

Weil wir gerade das Thema Wasseranlage und Frost hatten: Wie erwähnt, ist gefrierendes Wasser in den Boilern und Leitungen eine der größten Herausforderungen im Winter, auch für erfahrene Camper. Es gibt aber eine einfache Lösung, die auf den Namen „Frostwächter“ Damit sind Systeme gemeint, die entweder elektrisch oder gasbetrieben nachheizen. Je mach Modell funktioniert das entweder über eine Zeitschaltuhr oder Thermostat (Aktivierung, wenn Temperatur unter einen bestimmten Wert fällt).

Eine andere Lösung bietet der Hersteller Truma mit dem „Truma Frostcontrol“. Das ist ein kleines Sicherheitsventil, das sich ab einer Umgebungstemperatur von ca. 3° C selbstständig öffnet und den Inhalt des Boilers über ein Ablaufrohr nach draußen entleert. Damit verhindert der Truma Frostwächter, dass sich Wasser im Inneren des Tanks sammelt und Schäden verursacht, wenn es sich ausdehnt. Praktischerweise funktioniert dieses System ohne Strom – die Gefahr von Fehlfunktionen ist damit sehr gering.



Unsere Tipps für schöne Wintercamping-Plätze

Wie du dein Wohnmobilk winterfest machst, weißt du jetzt. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein schöner Platz, um deinen Winterurlaub im Wohnwagen so richtig zu genießen. Dazu geben wir dir zum Schluss noch einige Empfehlungen für Deutschland und Europa. Die folgenden Plätze sind alle hervorragend bewertet und perfekt für einen Urlaub im Schnee geeignet:

Deutschland

Keine Lust auf lange Anfahrt? Dann schau dir diese tollen Wintercampingplätze im Süden Deutschlands an. Der Schwarzwald lässt grüßen!

Camping Münstertal

Schwarzwaldcamping Alisehof

Family-Resort Kleinenzhof

Europa

Nur ein bisschen weiter südlich findest du vor allem in Österreich geniale Wintercampingplätze für Skifahrer und andere Wintersportler. Unsere Favoriten:

Camping Seiser Alm

Camping Grubhof

Erlebnis Comfort Camping Aufenfeld

Letzte Aktualisierung: 08/11/2023
Author: Riko Wetendorf