Mit dem Wohnmobil zu den Nordlichtern: Eine Tour zum Nordkap

8 min Lesedauer

Mit dem Wohnmobil bis zum nördlichsten Punkt Europas: Unser Autoren-Team hat die lange Fahrt nach Norden auf sich genommen und berichtet hier über ihre Reise nach Skandinavien. Neben der Route und praktischen Tipps geht es dabei auch um die vielleichst wichtigste Frage: Lohnt sich die Fahrt zum Nordkap überhaupt?

Inhaltsverzeichnis

Lohnt sich die weite Fahrt bis zum Nordkap?

Das ist eine viel diskutierte Frage. Viele sagen ja, genau so viele sagen nein. Was stimmt denn nun? Der (fast) nördlichste Punkt Europas ist seit jeher ein Touristenmagnet mit jährlich etwa 200.000 Besuchern, besonders im Sommer zur Mitternachtssonne, wenn diese nicht untergeht. Das Nordkap liegt auf dem demselben Breitengrad wie Sibirien und die Spitze Alaskas. Hier trifft der Atlantik auf die Arktis.

Zugegeben: Besonders spektakulär ist es nicht, an dieser berühmten Weltkugel zu stehen, zu frieren und in den Nebel zu schauen. Aber wie das beim Campen so oft ist: Der Weg ist das Ziel! Und ja, der ist es wert!

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Welche Route ist zu empfehlen?

Unsere Tour begann in Dänemark. Dort haben wir wunderschöne anderthalb Wochen verbracht, bevor es mit der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand ging. In Dänemark ist alles entspannend: die Straßen, die menschenleeren Strände, die (sehr hundefreundlichen) Menschen – deswegen sind wir dort unheimlich gern. Und wenn wir dann schon dort durchfahren, bleiben wir doch gleich ein bisschen!

Mit der Fährte dauert die Überfahrt etwa drei Stunden und der Hund kann ganz entspannt im Wohnmobil bleiben. Das ist nämlich nicht auf allen Fähren so, und in vielen sind „Hundehotels“ gleichzusetzen mit Metallgitter-Boxen. So aber geht es für alle entspannt in den Urlaub – das dachten wir zumindest. Tags zuvor ist die Fähre ausgefallen wegen Wellen, die sage und schreibe 15 Meter hoch waren! Am Folgetag war es uns dann aber möglich, überzusetzen.

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Als wir endlich heil in Kristiansand angekommen sind, ging es ganz entspannt Stück für Stück in den Norden. Einige Highlights wie Preikestolen, Geirangerfjord und Trollstigen hatten wir 2017 schon besucht, sodass wir uns voll und ganz auf die Reise in den Norden Richtung Norwegen konzentrieren konnten.

Wo Dänemark unheimlich entspannend ist, ist Norwegen unglaublich spektakulär – so spektakulär, dass man dafür kaum Worte findet! Es gibt in vielen Ländern wirklich fantastische Landschaften, man hat immer wieder atemberaubende Ausblicke. In Norwegen fährst du die ganze Zeit durch eine so grandiose Landschaft, dass du dich gar nicht traust zu blinzeln, weil du Angst hast, etwas zu verpassen.

Man fährt durch verwunschene, mit Moos und Flechten bewachsene Märchenwälder. Dann tauchen plötzlich massive Felswände auf. Nach jeder Kurve rauscht ein gigantischer Wasserfall herunter. Die Hälfte der Zeit fährst du zudem an Seeufern entlang, auf gleicher Höhe wie die im Sonnenlicht glitzernde Wasseroberfläche. Riesige Findlinge, manchmal acht Meter hoch, liegen am Straßenrand – und das alles innerhalb von fünf Minuten. Wenn du glaubst, das lässt sich jetzt nicht mehr toppen, fährst du um die nächste Kurve und es verschlägt dir erneut den Atem.

Warum fahren wir so spät im Jahr zum Nordkap? Ist es im Sommer nicht schöner?

Jein! Die Wahl der kalten Monate hatte mehrere Gründe: Es ist im Sommer viel voller, man hat keine Nordlichter, die Campingplätze sind leerer, sodass man auch mit einem großen Wohnmobil überall einen Parkplatz findet – und sowohl wir als auch unser Hund mögen es etwas kühler.

Und wenn du einmal im Herbst im Norwegen warst, wirst du verstehen, was daran so toll ist: Überall empfangen dich leuchtend bunte Farben, die ganze Landschaft sieht aus, wie mit einem Photoshop-Filter überzogen. Was man nicht unterschätzen darf: Für Fotografen ist Norwegens Schönheit wirklich anstrengend. Immer und überall muss man anhalten, um „das Foto seines Lebens“ zu machen! Zuhause muss man dann zwischen gefühlt 3.000 „Fotos seines Lebens“ auswählen.

Wir fuhren zwei Wochen lang knapp 3.000 Kilometer durch Norwegens Landschaft und hatten wettertechnisch alles dabei: Minusgrade und Schnee, aber auch sommerliche Temperaturen um gefühlt 20 Grad.

Wie ging die Route weiter?

Stück für Stück ging es Richtung Nordkap, wir passierten das „Nord-Norge“-Tor auf der E6, das bunt geschwungen über der Straße aufragt (der bunte Torbogen symbolisiert das Nordlicht) und fuhren anschließend über den Arctic Circle Richtung Ziel.
In Narvik haben wir Ende September Rast an einem See gemacht, wo sich zum ersten Mal die Nordlichter zeigten. Erst ganz seicht, kaum auszumachen am Himmel. Sie schwebten über den Tannenwald, dann wurde es immer mehr, bis sie richtig hell strahlten und wir aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. Wahnsinn, wenn man dort so steht und die tanzenden Lichter beobachtet, fühlt es sich unwirklich an, die eigenen Probleme werden auf einmal sehr klein und man genießt einfach nur den Anblick.

Je weiter man Richtung Norden fährt, desto rauer wird die Landschaft. Vielleicht ist es genau diese Landschaft, die viele Camper als „unspektakulär“ betiteln. Wir lieben allerdings genau das: Pure Natur! Hier und da begegnet man Rentier-Herden, die auch gerne mal sehr gemütlich über die Straße laufen. Glücklicherweise kennen die Norweger das und weit oben im Norden sind die Straßen um die Jahreszeit auch kaum befahren.

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Kurz vor dem Nordkap verbindet ein Unterwassertunnel das Festland mit Magerøya, der Insel, die das berühmte Nordkap beherbergt. Das beeindruckende: Sieben Kilometer führt der Weg bis zu 212 Meter tief unter den Meeresspiegel. Spätestens bei der Ankunft auf dieser Insel fühlt man sich wie in einer anderen Welt: unberührte Landschaften, die zum Träumen einladen, schroffe Berge, die Straße am Wasser entlang und Schilder, die darauf hinweisen, dass man bei Schnee auf den Schneepflug warten muss, um dann in einer Kolonne zu fahren. Da freuten wir uns doch, dass es noch nicht schneite!

Am Nordkap angekommen, fragt man sich erst einmal: Und dafür sind wir so weit gefahren?! Wir waren allerdings happy, sind direkt für ein erstes Foto zur Kugel gelaufen, wobei dort allerdings gerade ein Filmteam Aufnahmen machte, die sehr gefährlich aussah. Die Teilnehmer balancierten über Seile am Abgrund entlang. Nichts für schwache Nerven.
Nachdem das Filmteam seine Sachen zusammengepackt hatte, schnappten wir uns das Stativ und machten endlich – schon halb im Dunkeln – das Beweisbild: Wir haben es geschafft!

Der tagsüber noch blaue Himmel zog leider immer mehr zu. Wir sahen einige Camper mit Kakao und Glühwein in ihren Wohnmobilen sitzen und sehnsüchtig aus dem Fenster schauen. Aber dieses Mal meinte Mutter Natur es nicht gut mit uns.
Am nächsten Morgen konnten wir erst so richtig den Ausblick genießen.

Was macht man am Nordkap?

Wir liefen die Klippen entlang und fotografierten den wahnsinnig weiten Ausblick. Als es sich zuzog, nutzten wir die Zeit und inspizierten die in den Fels gebaute Nordkap-Halle. Hier gibt es ein schönes Café mit fantastischem Ausblick. Natürlich ein Souvenir-Shop, ein Kino, interessante Ausstellungsräume, eine Kirche und eine unterirdische Bar. Eintritt mussten wir hier nicht zahlen, allerdings lief der Film aktuell nicht und die Bar konnten wir aufgrund eines Umbaues auch nicht besuchen. Die Nebensaison hat eben auch Nachteile!

Wir gingen erst einmal im Souvenirshop einkaufen – natürlich ist ein kleines Andenken einfach ein MUSS. Da kommt man auch direkt an dem großen Stein vorbei, in dem der Thailändische König Chulalongkorn von Siam im Jahr 1907 seine Unterschrift hinterlassen hatte.

Danach schauten wir uns die Ausstellung an: Die verschiedenen hier lebenden Vögel sind dort zu sehen, mitsamt ihren Rufen, das ist echt schön gemacht. Geht man tiefer in den Berg hinab, kann man die Entdeckung des Nordkaps sehen: Mit schön gestalteten Nachbildungen und kleinen Figuren.

Es werden die drei englischen Schiffe gezeigt, die 1553 London verließen, um die Nordostpassage nach China zu finden. Die Schiffe wurden im Sturm voneinander getrennt, und eines von ihnen, die Edward Bonaventura des Kapitäns Richard Chancellor, passierte Mitte August den Felsen mit dem Namen „Knyskanes“. Im Glauben, es handele sich um norwegisches Festland, gab der Kapitän dem Schieferplateau den Namen „Nordkap“.

Nach unserer kleinen Tour zeigte sich wieder blauer Himmel und, in dem Moment als wir aus der Tür treten, ein wundervoller Regenbogen. Wir genossen noch den herrlichen Ausblick und fotografierten etwas, bis es sich auch wieder zuzog. Nach der etwas windigen Nacht beschlossen wir, die Nacht etwas geschützter zu verbringen und erkundeten die kleinen Fischerdörfer rund ums Nordkap, die auf jeden Fall sehr sehenswert sind. Untergekommen sind wir dann am Campingplatz „Basecamp Nortcape“ in Skarsvåg. Nicht mehr alle Campingplätze haben zu dieser Jahreszeit geöffnet, aber eigentlich findet man immer einen. Viele bieten auch einen Selbst-Check-In an, das ist super praktisch!

Was kann man unternehmen?

Aktivitäten gibt es hier auch genügend: Man kann am Nordkap Vogel-Safaris machen, es gibt einige tolle Wanderwege, Königskrabbensafaris (die können bis zu 2 Meter groß werden!) werden angeboten, ebenfalls Bootstouren um die beeindruckende Nordkap-Steilwand, Man kann eine Ice Bar oder das Museum besuchen oder einen heißen Kakao im Weihnachtshaus trinken.

Sind wir nun froh, dafür fast 4.000 Kilometer in eine Richtung gefahren zu sein?

Ja, jeder einzelne Kilometer war es wert. Über volle Autobahnen in Deutschland, über wunderbar leere Straßen in Dänemark, durchgeschüttelt über den Atlantik, tagelang durch wunderschöne Bilderbuchlandschaften in Südnorwegen, durch verwunschene Wälder, über verschneite Gebirge, über Fjorde und Brücken und durch ewige Einöde. Es war eine wunderschöne Fahrt mit vielen beindruckenden Erlebnissen, die uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Ganz bestimmt waren wir nicht das letzte Mal dort.

Titelfoto: © Roadies

Mit dem Wohnmobil nach Skandinavien: Lies unsere Camperstory über eine traumhafte Reise in nördliche Gefilde.

Letzte Aktualisierung: 10/05/2023
Author: Roadies

Artikel von den Roadies. Sie betreiben einen Blog, auf dem sie ihre Reisen mit dem Wohnmobil dokumentieren.