Wales kann mit traumhaften Stränden und tollen Landschaften überzeugen.

Wales: Leere Strände, tolle Berge – und sehenswerte Städte

7 min Lesedauer

Mit den Pfingstferien startet in Bayern die erste große Reisewelle des Jahres. Fast jeden zieht es in die Ferne, meist gen Süden. Da fangen sie wieder an zu rollen, die Gespanne mit Wohnwagen und Reisemobile in den verschiedensten Varianten und Größen.
Aber muss es immer der Süden sein? Wir selbst sind ja schon seit längerem bekennende Fans des Nordens – und es zieht uns immer häufiger dorthin, immer seltener in südliche Gefilde. Dieses Mal ging die Reise aber noch ein Stück weiter: nämlich nach Wales.

Campingplätze in Wales

Von Dunkirchen an die traumhafte Dover-Küste

Um keine wertvolle Zeit zu verlieren starteten wir am Freitag direkt nach der Schule in Richtung Dünkirchen, eine französische Hafenstadt an der südlichen Nordseeküste. Für die Überfahrt haben wir die Fährgesellschaft DFDS gewählt. Dünkirchen-Dover haben wir deshalb gewählt, weil zum einen die Fahrt etwas kürzer ist als nach Calais. Und weil es in Dunkerque, wie die Stadt auf Französisch heißt, etwas ruhiger zugeht.

Da unsere Fähre am Samstagmorgen um 8:00 Uhr ablegte, mussten wir uns schon etwas sputen, um die fast 1000 Kilometer zurückzulegen. Da ich mich (endlich) auch durchringen konnte, den Kastenwagen zu fahren (Achtung: kein Rückspiegel!), konnten wir uns zwar abwechseln, dennoch zog sich die Strecke inklusive Pausen und kleinen Staus. In Dünkirchen ab es glücklicherweise einen Parkplatz für Wohnmobile direkt am Fährhafen, wo wir uns dann nachts um 2:30 Uhr zumindest noch ein paar Stündchen Schlaf gönnen konnten.

Trotz Pass- und Fahrzeugkontrolle, welche sehr intensiv durchgeführt wurden, lief der Check-In schnell und unkompliziert. Die Überfahrt dagegen war doch recht wackelig und stürmisch. Direkt an Bord fiel uns auch gleich auf, dass wir verpasst hatten, einige Pfund zu wechseln. Hier gab es auch den ersten kulinarischen Eindruck, ein typisch englisches Frühstück mit Würstchen, Speck, Eiern, Toast – und den im Laufe der Reise uns immer wieder begegnenden Beans. Zwar war das Essen gewöhnungsbedürftig, die Einfahrt in den Hafen von Dover aber wirklich klasse: Wir steuerten direkt auf die berühmten Kreidefelsen zu und konnten die ersten wunderschönen Fotos machen, zumal die Sonne rauskam.

Foto: Ulrike Draeger

Cardiff mit dem Fahrrad erkunden

Als erstes Ziel unseres Roadtrips hatten wir Cardiff, die Hauptstadt von Wales, ausgesucht. Wir haben den Campingplatz mitten in der Stadt gewählt, da dieser sehr zentral lag. Alternativ gab es etwa 15 Kilometer vom Zentrum entfernt noch einen weiteren Platz. Die Zufahrt war an diesem Tag etwas versteckt, da der Platz (wunderschön) inmitten eines riesengroßen Parks liegt und sich dort auch ein Cricket Stadion befindet, wo gerade ein Spiel der Cricket-Weltmeisterschaft lief.

Doch wir haben’s geschafft und durch großes Glück auch noch einen Platz bekommen. In Cardiff haben wir dann auch schon das erste Mal die wirklich außerordentliche Freundlichkeit der Menschen erlebt, sei es auf dem Campingplatz oder auch in der Stadt, wo Passanten oder auch Polizisten sofort Hilfe angeboten haben, wenn wir auch nur „wegsuchend“ aussahen. Echt toll!

Cardiff als Stadt hat uns sehr gefallen. Wir haben den Bereich rund um den Hafen mit den Fahrrädern über den Cardiff Bay Trail erkundet. Dieser führt auf einer etwa zehn Kilometer langen, ebenen Strecke rund um den Hafen. Doch Achtung, nicht nur im Auto, sondern auch auf dem Bike gilt: Linksverkehr beachten!

Am Abend haben wir hier auch das erste Mal die Erfahrung gemacht, was es bedeutet, an Orte zu kommen, in denen es „no kids allowed“ heißt. Es gibt sehr wenige Restaurants oder Pubs, in denen wir uns mit Kindern unter 16 Jahren am Abend noch aufhalten dürfen, es sei denn, es gibt ausgewiesene „Family Rooms“.

Traumhafte Strände in „Three Cliffs Bay“ und Pembrokeshire

Zu Beginn der Reise hatten wir keinen detailliert ausgearbeiteten Reiseplan, wir wollten uns auch etwas treiben lassen, je nach Wetter und wo es uns gefällt. Einige Eckpunkte, was wir gerne sehen würden, hatten wir uns jedoch schon gesetzt. Einer davon war die Halbinsel Gower. Hier haben wir dann auch das erste Mal an einem Farm Camping übernachtet. Diese Art der Campingplätze gibt es in Wales überall, meistens sind es mehr oder weniger bewirtschaftete Bauernhöfe, auf deren Wiese du dir einen Platz suchen kannst. Die Übernachtungspreise auf dem Campingplatz hierfür lagen für zwei Erwachsene, zwei Kinder und zwei Hunde immer zwischen 25 und 35 Euro, die Badehäuser waren immer sauber, aber auch sehr einfach.

Tolle Strände könnten wir nun unzählige aufzählen, alle sind fast menschenleer endlos weit und: wunderschön! Eine lange Strandwanderung haben wir in der Nähe der „Three Cliffs Bay“ und am Rhossili Beach gemacht, wo wir das „Worms End“, das Ende der Gower Halbinsel, das sich weit ins Meer hinein erstreckt, sehen konnten.

Foto: Ulrike Draeger

Weiter ging es dann entlang der Küste in Richtung Pembrokeshire. Auch hier: grandiose Landschaften, wunderschöne kleine Küstenörtchen mit bunten Häusern und Pubs, die immer extra als „dog friendly“ gekennzeichnet waren. Wir haben uns Tenby und Little Haven genauer angesehen und erneut auf einem Farm Camp übernachtet.

Klippen, Sanddünen und weite Badestränden

Als nächstes stand die Universitätsstadt Aberystwyth auf dem Programm, die uns eher enttäuscht hat und an ein angestaubtes, englisches Seebad erinnert hat. Viel entzückender war da auf dem Weg dorthin das kleine Städtchen St. Davids, die westlichste Stadt Wales am wunderbaren Sandstrand der „Whitesands Bay“.

Und schon waren wir fast im Norden dieses kleinen Landes angelangt. Besonders gespannt waren wir hier auf die Halbinsel Llyn im Nordwesten, die bekannt ist für ihre vom Golfstrom erwärmte Küste mit ihren steilen Klippen, Sanddünen und weiten Badestränden. In der Nähe von Porthmadog haben wir einen Stellplatz sehr nah am Strand gefunden, der Strand selbst erinnert ein wenig an die Autostrände in Dänemark, die uns auch sehr begeistert haben. Auch in der Umgebung gibt es zahlreiche schöne Campingplätze.

Foto: Ulrike Draeger

Abersoch, den coolen Surferort, möchte ich persönlich ganz besonders hervorheben, denn endlich gab’s mal coole Geschäfte, in denen wir gut hätten shoppen können, hätten wir nicht übersehen, dass dies an einem Sonntag um 17 Uhr geschlossen haben. Schade!

Das war es dann erstmal mit Strand. Wir reisten weiter in die Berge, genauer gesagt: in den Snowdonia Nationalpark, wo endlich unsere erste richtige Mountainbike-Tour des Urlaubs starten sollte. Mit einer Höhe von 1085 Meter gab es hier den höchsten Berg im Vereinigten Königreich außerhalb von Schottland. Die Erfahrung im Snowdonia Nationalpark war eine völlig andere als die an der Küste. Begeistert von der wundervollen sanften Berglandschaft haben wir diese etwa zweistündige Tour mit einigen doch ganz saftigen Anstiegen und netten Trails über grüne Wiesen in vollen Zügen genossen – und beschlossen am Folgetag noch eine weitere Tour am Brecon Bacon-Nationalpark dranzuhängen. Ganz anders, offener, weitläufiger aber nicht minder schön.

Camping-Highlight in Folkestone

Da wir zunächst eine etwas umständlichere Route genommen hatten, um zum eigentlichen Startpunkt, dem Visitor Center, zu kommen, sind wir nicht die komplette Tour gefahren, da die Wege zu sumpfig waren und uns davon abgeraten wurde. Ein kühles Getränk im Garten des Visitor Centers und dann entspannt zurück war ein netter Ersatz.

Tja, und das war dann auch schon das Ende von Wales, denn von hier aus ging es schon wieder Richtung England und Rückreise. Eine Nacht jedoch haben wir noch in Folkestone verbracht. Der Folkestone Camping and Caravanning Club wird uns dabei als toller Campingplatz in Erinnerung bleiben. Dieser Platz liegt direkt am Meer, oberhalb des Strandes an einer Klippe mit sagenhaftem Blick ins Weite. Noch mehr beeindruckt hat uns, wie gut und dabei sympathisch dieser Platz geführt wird. Insgesamt war es der beste Platz unserer Reise mit dem saubersten, modernsten Badehaus mit den wärmsten Duschen. Die Sonne lachte zum Abschluss auch noch vom sonst eher grauen englischen Himmel herunter – und verwöhnte uns mit erfreulichen 19 Grad zum Ende des Trips.

Foto: Ulrike Draeger

A dog friendly country with lots of friendly people

Müsste ich Wales zusammenfassen, würde ich das wie folgt machen: beeindruckende Landschaften, Traumstrände, die bei zehn Grad höheren Wasser- und Außentemperaturen wahrscheinlich komplett überfüllt wären, dog friendly pubs, lots of friendly people, unkomplizierte Farm Camps.

Worauf du dich einstellen solltest: Freistehen ist nicht offiziell erlaubt und du hast auch nicht das Gefühl, dass es praktiziert wird. Kids in Pubs sind oft nicht erlaubt. Trotz eher gemäßigten Temperaturen besteht Sonnenbrand-Gefahr. Was das Wetter angeht, solltest du dich eher auf rauhes Klima einstellen, selten übersprang die Temperaturanzeige die 15-Grad-Marke. Beim nächsten Mal würden wir doch nicht ganz so optimistisch packen…..

Ein Fazit? Wales hat uns beeindruckt – anders als Norwegen im Sommer 2018, was natürlich an der Größe des Landes liegt. Wir haben in gewisser Weise schon den Eindruck „alles“ gesehen zu haben.

Foto: Ulrike Draeger

Letzte Aktualisierung: 27/01/2021
Author: Ulrike Draeger