Ein Roadtrip durch Europa: Warum in die Ferne schweifen?

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Europa. Was für ein wohlklingender Name, der für Vielfalt und Leidenschaft steht. Für unzählige Kulturen auf kleinem Raum, für spektakuläre Landschaften im Kilometertakt, für kurze Wege und weite Aussichten – ein Potpourri aus Sprachen, Nationalitäten, Geschichten und Gesichtern.

Knapp 10,5 Millionen Quadratkilometer vereinen 47 Länder und ca. 750 Millionen Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, leben hier. Hinzu kommt: Europas Länder sind bequem nah beieinander und unkompliziert zu bereisen. Wie wäre es denn mit einem Roadtrip, bei dem du den Sand der Atlantikküste zwischen den Zehen spürst, den warmen Sommerregen im Hinterland des Balkans auf der Haut genießt oder den Geruch vom Lagerfeuer in Skandinavien herbeisehnst, während die Haare vom Fahrtwind zerzaust werden? Nur du, dein Camper und eine geradezu grenzenlose Freiheit unter den Rädern. Es wird Zeit für eine kleine Liebeserklärung an Europa.

So schön ist Europa

Es ist doch ein kurioser Gedanke, dass wir manchmal glauben, dass unbekannte Landschaften nur außerhalb Europas zu finden seien. In Übersee oder gar am anderen Ende der Welt. Dabei mangelt es uns hier nicht an dem, was wir tausende Kilometer entfernt vermuten.

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©Elisa Modell – www.takeanadVANture.com

Ich habe bei meinen Roadtrips durch diverse Länder unseres Kontinents wunderschöne Orte entdeckt, wie gemalt, verbunden mit einem unkomplizierten Lebensgefühl, mein zu Hause immer auf Zeit selbst auswählen zu können. Oft musste ich mich dabei an Aussichten erinnern, die ich schon in Australien oder Kanada oder gar Patagonien gesehen habe – und war gleichzeitig überrascht, das alles hier zu finden ist. Ich meinte Orte, die den schönsten Fernreisezielen zum Verwechseln ähnlich waren, und dabei nur einen Steinwurf von meiner Heimat entfernt.

Da wären zum Beispiel die smaragdgrünen und eiskalten Seen in den Dolomiten, die einen an Bilder aus den Rocky Mountains erinnern. Oder die schroffen Fjorde entlang der Küste Norwegens, das Pendant zum Feuerland. Dann gesellen sich noch die Canyons in der Provence dazu, ebenso wie die Aussichten im Bayerischen Wald. Weiter geht es mit der Architektur in Sizilien, den Bergen Montenegros, dem Essen in Portugal, den Straßen in Schweden und den Felsen in Tschechien. Eine Auflistung von Highlights und Sehenswürdigkeiten, die endlos weitergeführt werden kann, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

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©Elisa Modell – www.takeanadVANture.com

Nicht nur einmal saß ich mit feuchten Augen da und habe die makellose Schönheit der Natur bewundert. Ich habe Momente in Ländern genossen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Da fallen mir die Nordlichter auf den Lofoten ein, die über mir tanzten, während ich in meinem Camper lag und sie durch die Heckscheibe beobachtete, umgeben von einer Herde Schafe, deren Geräusche sich mit dem Rauschen von Wind und Wasser vermischten.

Nicht einmal einen Monat später saß ich wiederum an der südfranzösischen Atlantikküste und wurde wegen eines Unfalls beim Surfen zur Langsamkeit gezwungen. Umhüllt vom Duft des Meeres und der Pinienwälder, vergrub ich tagelang meine Füße tief in den warmen Sand neben dem Bulli und ließ mir Baguette und eiskaltes Bier schmecken. Ohne Hektik konnte ich all das beim Camping genießen, auf Plätzen, die ich nach meinen Vorlieben gesucht und gefunden habe.

So schön und gleichzeitig auch vielfältig ist Europa. Die Freiheit, diese Vielfalt und Schönheit mit dem Camper zu entdecken, ist ein bisschen wie ein Sahnehäubchen. Heute hier, morgen dort und übermorgen noch einmal ganz woanders. Dolce Vita oder britischer Humor? Schwedisches Fika oder spanisches Temperament? Du hast die Wahl, für welches Land du dich ganz spontan entscheiden möchtest. Und das macht unseren Kontinent so einzigartig.

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Land und Leute.

Bei den unterschiedlichen Zielen, die Europa zu bieten hat, wird einem fast schon schwindelig. Wiederum im gleichen Moment schleicht sich ein freudiges Kribbeln ein, obgleich der vielen Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen. In deren Alltag abzutauchen, nur dazusitzen und zu beobachten.

Kultur, einhergehend mit Geschichte und Architektur, ist ein faszinierender Aspekt des Reisens. Und von Kulturen gab und gibt es in Europa wahrlich jede Menge. Gewachsen über mehrere Jahrhunderte, sind es einmalige Besonderheiten, die eine Region aus- und zu dem machen, wofür sich ein Roadtrip dorthin lohnt.

Das Reisen erweitert den Horizont, heißt es. Es ist eine einzigartige Chance, um die eigene Sichtweise zu ändern und den Charakter zu formen. Im Umkreis von nur ein paar Hundert Kilometern kannst du schon einige Lebensstile bewundern und dich den Gegebenheiten vor Ort hingeben. Du kannst beim Cappuccino in einem italienischen Bergdorf die alten Herren beim Reden beobachten. Oder auf dem Campingstuhl sitzend den Angler an einem der vielen Seen in Schweden. Du kannst den Frauen auf einem Wochenmarkt in Spanien frisches Obst abkaufen oder mit Hüttenwirten in den Julischen Alpen ins Gespräch kommen.

Und habe ich eigentlich schon das fantastische Essen erwähnt? Die örtlichen Spezialitäten warten mit zahlreichen Gaumenschmäusen auf. So gut, dass man sich Rezepte verraten lässt – und sie schon bald zu Hause nachkochen wird.

Einen Roadtrip durch Europa planen.

Einen Roadtrip durch Europa zu planen, erweist sich nur insofern als schwierig, als dass du dich für eine Richtung entscheiden musst. Ob Nord, Ost, Süd oder West: Deutschland ist die perfekte Ausgangslage für ein Abenteuer mit Campinggefährt und frisch gekochtem Kaffee am frühen Morgen mit Aussicht. Gepaart mit einer Flexibilität, die eigentlich nur diese Art des Reisens ermöglicht.

Dank des Schengen-Abkommens gilt in 26 Ländern Europas Reisefreiheit für dich und deinen Camper. Und das ist im internationalen Vergleich purer Luxus. Außereuropäische Reisen starten oftmals mit anstrengenden und CO₂-lastigen Flügen, nervigen Zollformalitäten, der Beantragung diverser Visa und langen Einreisekontrollen mit grimmig schauenden Grenzbeamten. Wenn das dann überstanden ist, folgt die Suche nach dem Geldautomat, wahlweise auch der Wechselstube. In Europa kannst du in 19 Ländern mit einer einheitlichen Währung zahlen, in sechs weiteren wird der Euro akzeptiert.

Beim Camping in Europa ist für jede Vorliebe etwas dabei. Alleine, zu zweit oder als Familie, mit Hund oder Katze, als Naturliebhaber oder Städtefanatiker. Und dabei warten nicht nur die Klassiker auf dich, sondern auch Besonderheiten, die nirgendwo sonst auf der Welt so zu finden sind: angefangen beim Vatikan, dem kleinsten Land der Welt, bis hin zu den Lofoten, dem nördlichsten Surfstrand.

Ob zwei oder drei Wochen oder gleich für mehrere Monate: Die Kosten bleiben überschaubar, die Möglichkeiten wiederum sind unbegrenzt. Überlege dir, wie weit du fahren möchtest und welche Länder sich entlang deiner Route befinden. Schau nach schönen Campingplätzen, bleib offen für Umwege und reise im Einklang mit der Natur. Denn die lässt sich hier in großer Vielfalt erleben.

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©Elisa Modell – www.takeanadVANture.com

Warum also schweifen wir in die weite Ferne, wenn das Unbekannte doch so nah liegt? Europa wartet nur darauf, von dir mit dem Camper entdeckt zu werden. Zwischen hier und dort liegen abenteuerliche Straßen, die für diesen Augenblick oft nur dir gehören. Momente und Geschichten folgen, die unerwartet kommen und doch nachhaltig in deinem Gedächtnis bleiben werden. Lass uns die Sachen packen, den Schlüssel in das Zündschloss stecken und den Gedanken Europas nutzen, der auf dieser Welt einzigartig ist. Auch unserer Umwelt zuliebe.

Titelbild: ©Elisa Modell – www.takeanadVANture.com

Letzte Aktualisierung: 27/01/2021
Author: Elisa

Artikel von Elisa. Auf ihrem Blog takeanadVANture erzählt die Autorin über Roadtrips, Camping und die Natur.